20210526 Admininterfaces 1

Kleinvieh braucht auch Klicks – So machen Admin Interfaces Entwickler und Anwender glücklich von Andreas Keßler

Mal eben noch ein Benutzerkonto anlegen, dort ein paar zusätzliche Rechte freigeben und zu guter Letzt einem verzweifelten Anwender* ein neues Passwort senden: Entwickler erledigen derartige Administrationsaufgaben meist mit wenigen Klicks. Dennoch kosten solch kleinteilige Aufträge Zeit und Nerven, die in der Summe für andere Aufgaben fehlen. Denn „Kleinvieh“ braucht eben auch Klicks.
Admin Interfaces bieten eine gute Möglichkeit, Entwickler von wiederkehrenden Verwaltungsaufgaben zu entlasten. Doch die Administrationsoberflächen schaffen auch für die Anwender selbst enorme Chancen.

 

Datenbankpflege ist keine Entwicklungsarbeit

Ein Gedankenspiel: Ein renommierter Automobilhersteller fasst den Entschluss, dass nur noch die unmittelbar an der Entwicklung beteiligten Ingenieure die Konfiguration der neuen Fahrzeuge für die Endkunden übernehmen dürfen. Schließlich wissen diese am besten, wozu all die technischen Raffinessen gut sind, und können so am leichtesten die Konfiguration vornehmen. Die weniger fachkundigen Kundenberater sind außen vor.
Eine seltsame Idee? Stimmt!
Denn natürlich braucht es nicht das ganze Ingenieurs-Know-How, um ein Fahrzeug für Kunden zu konfigurieren. Eine solide Einweisung und eine gut abgestimmte Software, die technisch unsinnige Konfigurationen erst gar nicht ermöglicht, reichen aus, damit Kundenberater sicher agieren können.

Was im Gedankenspiel recht abwegig wirkt, ist im Bereich der Softwareentwicklung in vielen Unternehmen allerdings bis heute Realität: Aus Angst, das Programm nicht gut genug beherrschen zu können, aber auch aus Bequemlichkeit, werden Administrations- und Konfigurationsaufgaben großzügig an die zuständigen Entwickler abgegeben.

Allerdings ist diese Lösung nicht nur zeit- und kostenintensiv, sie offenbart auch in puncto Anwenderfreundlichkeit große Nachteile.
Das verdeutlicht ein Blick zurück ins Gedankenspiel: Sicher könnten die Ingenieure jedem Kunden ein technisch perfekt ausgelotetes Fahrzeug konfigurieren. Aber würden sie damit auch die Wünsche der Käufer treffen? Vielleicht würde das Maximum der verfügbaren Assistenzsysteme den Fahrer eher überfordern, das Fahrzeug wäre am Ende zu breit für den Stellplatz oder die Einstiegshöhe zu niedrig. Ganz anders beim Verkaufsberater, der seine Kunden und deren Bedürfnisse meist besser kennt und deshalb wahrscheinlich genau weiß, welcher Konfigurationsvorschlag zu seinen Kunden am besten passt.

Übertragen auf die Produktentwicklung heißt das, dass unternehmensinterne Administratoren bzw. Key User vermutlich deutlich besser als die Entwickler selbst wissen, welche Programmeinstellungen für die Anwender in den einzelnen Abteilungen am sinnvollsten sind und auf welche Optionen im Sinne eines möglichst einfachen und sicheren Betriebsablaufes besser verzichtet werden sollte. Ein echtes Argument für die Nutzung von Admin Interfaces.

 

20210526 Admininterfaces 2

Vier Vorteile von Admin Interfaces

Admin Interfaces bieten Unternehmen eine zweckdienliche Oberfläche, um Rechte, Einstellungen und Stammdaten für verschiedene Benutzergruppen durch „hauseigene“ Administratoren zu verwalten. Mithilfe von Generatoren, wie beispielsweise AdminBro oder EasyAdmin, können die Interfaces einfach konfiguriert werden. Die mühsame Implementierung der notwendigen Oberflächen und Operationen wird obsolet. Die Eingabeinterfaces sind zudem zweckmäßig gestaltet, sodass sich Administratoren nach einer kurzen Einweisung in der Regel schnell zurechtfinden können. Der Umweg über den Entwickler wird somit hinfällig. Das bietet gleich mehrere Vorteile:

  1. Senkung der Kosten für die Anwendungsbetreuung: Administrative Aufgaben müssen nicht mehr vom Entwickler übernommen werden. Dadurch hat dieser mehr Kapazitäten für die eigentliche Entwicklungsarbeit frei. Das spart Zeit und somit auch finanzielle Ressourcen.
  2. Bedürfnisgerechtere Anwendungsverwaltung: Das Gedankenspiel aus der Automobilindustrie verdeutlicht, dass unternehmenseigene Administratoren die Bedürfnisse der Anwender deutlich besser einschätzen können als externe Entwickler. Sie können zudem Spezialfälle leichter im Blick behalten. Denn nicht immer muss die perfekte Lösung für Arbeitsgruppe A auch die ideale Lösung für Arbeitsgruppe B sein. Den individuellen Bedürfnissen der einzelnen Zielgruppen kann so besser Rechnung getragen werden.
  3. Mehr Selbstständigkeit durch Self Service: Unternehmen sind durch Admin Interfaces in der Lage, eine Anwendung zu einem Großteil selbst an die internen Bedürfnisse anzupassen – dies schafft ein Plus an Sicherheit und Selbstständigkeit.
  4. Kürzere Reaktionszeiten: Durch Admin Interfaces können Kommunikationsketten abgekürzt werden. Wird beispielsweise ein neuer Mitarbeiter eingestellt, so muss nicht erst der Vorgesetzte über die IT-Abteilung die entsprechenden Freigaben beim Entwickler beantragen. Stattdessen können diese von einem zuständigen Administrator der Fachabteilung oder vielleicht sogar vom Vorgesetzten selbst vorgenommen werden. Die Reaktionsgeschwindigkeit steigt und das Unternehmen bleibt handlungsfähig, auch wenn der Entwickler nicht greifbar ist.

 

Eine frühzeitige Implementierung schafft langfristige Vorteile

Bei vielen Kaufprodukten sind Admin Interfaces längst selbstverständlich bzw. obligatorisch. Werden eigene Anwendungen entwickelt, wird die Installation der Administrationsoberfläche jedoch häufig vernachlässigt oder zumindest sehr lange aufgeschoben.
Dabei bietet gerade die frühzeitige Arbeit mit Admin Interfaces die größtmögliche Win-win-Situation für alle Beteiligten. So können die späteren Administratoren von Anfang an den Umgang mit den Adminoberflächen lernen. Ihre Kenntnisse wachsen parallel zur Anwendung. Gleichzeitig erkennen die Administratoren frühzeitig Fehler oder Defizite der Administrationsoberfläche und können diese unmittelbar an den Entwickler zurückmelden. So können Administratoren und Entwickler gemeinsam eine bedarfsgerechte Admin-Oberfläche entwickeln, die einen Großteil der Anforderungen aus dem Arbeitsalltag mit dem Produkt abbildet. Zudem erhält der Entwickler durch die frühzeitige Einbindung von Administratoren mehr Freiraum für die eigentliche Entwicklungsarbeit, da die Administratoren z. B. bei Anwendungstests das Anlegen von Testnutzern und Testgruppen selbstständig übernehmen können.
Dadurch schaffen Admin Interfaces einen Freiraum für den Entwickler, sind aber gleichzeitig auch eine optimale Möglichkeit für eine größtmögliche Selbstständigkeit und Bedarfsorientierung in der Anwendungsverwaltung. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.

 

*Um den Lesefluss im Text zu verbessern, haben wir in diesem Blogbeitrag nur die männliche Sprachform verwendet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten aber selbstverständlich für alle Geschlechter.

 

Über Andreas

Noch mehr Artikel